Europa

Chaletdörfer: Hüttenzauber in den Alpen

28. Dezember 2021

Chaletdörfer schießen in den Alpen wie Pilze aus dem Boden – besonders viele gibt es in Österreich. Kein Wunder, denn das eigene Haus im Urlaub hat viele Vorteile, gerade in Zeiten des Abstandhaltens.

 

Prechtlgut

Chaletdorf Prechtlgut

Prechtlgut im Salzburger Land 

Ein bisschen ist es wie Nachhausekommen. Nur in eine bessere Version des Zuhauses. In der alles da ist, wo es hingehört. In der nirgendwo ein Staubkörnchen rumliegt und niemand eine alte Socke vergessen hat. In der die Accessoires im Wohn- und in den Schlafzimmern genau so ausgesucht und angeordnet wurden und genau so viele sind, dass das Ensemble problemlos für eine Wohnzeitschrift abgelichtet werden könnte. In dem die Kissen frisch aufgeschüttelt und drapiert sind. In dem die Holzscheite im schicken gläsernen Kamin in der Mitte des Raumes schon aufgeschichtet worden ist und nur darauf wartet, angezündet zu werden. In dem die neuesten Hausgeräte stehen – ein eigener Weinkühlschrank sogar!

Es duftet nach Holz, wenn man die Tür des Chalets ganz oben auf der Prechtlwiese öffnet. Zirbe, um genau zu sein. Kein Wunder, denn das Holz dominiert in dem großen Raum im Erdgeschoss, der Küche, Wohnraum, Esszimmer ist – die Stube halt. So, wie es sie früher auch gab und wie es sie immer geben wird. Holz am Boden, Holz an den Wänden und der offene Dachstuhl mit dem massiven Gebälk – hier sieht es heimelig aus, es riecht beruhigend  und ist einfach gemütlich.

In den drei Schlafzimmern im Keller, die sich wegen der Hanglage allerdings gar nicht als Keller anfühlen, ist es ähnlich. Hier kommt noch Stein als Werkstoff hinzu. Jedes Zimmer hat ein Kingsize-Bett, einen extravaganten (wenn auch nicht wahnsinnig praktischen) Waschtisch aus, genau: Holz und Stein, sowie eine eigene Dusche. Ansonsten sind die Räume eher minimalistisch und übersichtlich eingerichtet. Das Leben spielt sich schließlich überwiegend ein Stockwerk höher ab, in der guten Stube. „Wir wollten das Wohnen wie damals zurückholen“, sagt Gastgeberin Carina. „Aber natürlich mit allem Luxus von heute.“

Ein Haus für den Urlaub – Chalet, Cottage, Ferienwohnung: Wie auch immer die Unterkünfte heißen, sie erfreuen sich großer Beliebtheit, vor allem bei Bauherren in Österreich und offenbar auch den Urlaubern. Überall im Nachbarland schießen die Chaletdörfer wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden. In Tirol und im Salzburger Land, in der Steiermark und in Vorarlberg. Manche sind die Erweiterung eines bestehenden Hotels, andere stehen statt eines Hotels in der lieblichen Landschaft.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Gäste können tiefenentspannt in den Tag starten. Jeder, wann er mag. Das Frühstück wird in einer Kiste geliefert – ganz leise, versteht sich. Gegessen wird, wenn man wach ist – egal, ob mit Strubbelhaaren im Schlafanzug oder frisch geduscht und gerüstet für den Tag, der auf den Wanderwegen, den Mountainbike-Trails oder auf der Skipiste stattfindet. Außer den Mitbewohnern im Ferienhaus, in aller Regel die Familie oder gute Freunde, sieht einen ja niemand.

Das Prechtlgut in Wagrain im Salzburger Land hgehört zu den neueren Chaletdörfer. Die acht Häuser sehen zwar aus, als hätten sie schon immer dort am Hang gestanden – mitten im Idyll. Doch das ist vor allem der Architektur zu verdanken. Acht Chalets gibt es und den Prechtlstadl, der Restaurant, Lounge und Party-Location ist. Bis das Haus allerdings zur Wintersaison 2019 eröffnet wurde, ist viel Erde bewegt, viel Stein verbaut und viel Altholz für die Fassaden verwendet worden. Extrem ist die Hanglage, das war eine echte Herausforderung für den Architekten.

Doch er hat sie bewältigt, das kleine Dorf im Dorf passt sich bestens an. Und dabei sind die Häuser nicht klein: 85 bis 150 Quadratmeter Wohnfläche haben sie, zwei bis acht Personen finden gemütlich Platz darin. Doch Moment: Ein Haus, gemütlich eingerichtet und mit allem ausgestattet – und an wem bleibt das Frühstück hängen? Da muss sich niemand sorgen. In der Früh bringen die guten Seelen des Hauses eine massive Almfrühstückskiste mit allem, was das Urlauberherz begehrt: frisches Brot, Honig, Marmelade, Speck und heimischen Käse sowie allerlei anderen Leckereien. Einzig der Kaffee muss noch gebrüht und der Tisch gedeckt werden. Aber das sollte ja zu schaffen sein. Wer mag, kann sich sogar die anderen Mahlzeiten ins Chalet liefern lassen – aber der Weg ins Stadl ist nicht wirklich weit.

Denn wichtig ist den Gastgebern: Der Urlaub im Prechtlgut soll vor allem eines sein – erholsam für die ganze Familie. Ein Aktiv-Urlaub am Tag, auf den Wanderwegen und Mountainbike-Trails, auf den Skipisten des Snow Space Salzburg. Am Berg eben. Der Rest der Zeit darf gern im Bademantel verbracht werden. Im eigenen Haus. Bei einer Massage oder einer Beauty-Anwendung. Nicht mal dazu muss man sich aus den eigenen vier Wänden hinausbegeben. Die Therapeuten kommen vorbei. Und: Jedes Haus hat seine eigene großzügige Wellness-Oase mit Sauna- und Infrarotkabine, einer großen Wellness-Wanne mit Panorama-Blick in die umliegende Bergwelt, Rainforest-Dusche und Ruheraum. Auf jeder Terrasse steht zudem ein großer Badezuber, von dem aus man den Blick in die Umgebung genießen kann – vom warmen Badewasser aus.

Vor allem Gastgeberin Carina liegt dieses komplette Ausspannen am Herzen, sie ist selbst Psychologin und Achtsamkeitstrainerin. „Wir sind immer im Stress – da soll wenigstens der Urlaub entspannt sein“, betont sie. Und dazu gehört, dass jeder Zeit für sich hat und für die, die ihm am liebsten sind. Wer nicht weiß, was er mit der vielen freien Zeit anfangen soll, kann bei Carina autogenes Training machen, Achtsamkeitsmeditation und progressive Muskelentspannung. Oder das besondere Ambiente in seinem eigenen Haus genießen. Frische Bergluft schnuppern. Oder einfach gar nichts.

Bergwiesenglück im Paznauntal

Ein etwas sperriger Name, ein etwas anderes Konzept. Aber: ein Chaletdorf. Im Paznauntal, unweit des Skizirkus Ischgl-Samnaun, liegt das Bergwiesenglück. Für alle, die es pistentechnisch gern etwas größer haben, und trotzdem ausspannen wollen. Das Bergwiesenglück ist ein Herzensprojekt des deutschen Architekten Thomas Schönauer. Acht Häuser, alle sehr schick, stylish und modern. Ein Hauptgebäude mit Infinity-Pool, zwei Wohnungen und einem Restaurant mit großer Dachterrasse.

Hier allerdings sieht man, dass sich ein Architekt verwirklicht hat und so einiges geschaffen hat, das ein ganz normaler Häuslebauer sich nicht zu bauen getraut hätte. Die Häuser des Dörfchens wollen sich nicht der Landschaft anpassen. Sie wollen herausstechen. Sie sind sehr markant und geradlinig in die grünen Hügel mit ihren saftigen Wiesen gesetzt. Auch hier war der Hang da und sorgte dafür, dass die Häuser allesamt dreistöckig ausfallen. Die Grundfläche ist nicht allzu groß, dafür gibt es eben mehrere Etagen. Im Dachgeschoss sind zwei Schlafzimmer und ein Bad untergebracht. Das Erdgeschoss ist ein geschickt unterbrochener Raum – mit Küche, gemütlicher Eckbank und Wohnzimmer. Und im Keller, der natürlich gar kein echter Keller ist: die Sauna und ebenfalls ein überdimensionaler Pott, in dem zwei Menschen ein Whirlbad genießen können. Mit Blick auf die Berge – oder, im Winter, auf den Sternenhimmel.

WNDRLX im Pitztal (wndrlx.com)

Hoppla. Da sind anscheinend die Vokale abhanden gekommen. Die Abkürzung steht für Wanderlust – aber nicht nur dafür. Das WNDRLX sind mehrere Ferienhäuser und Apartments, allesamt mit mehreren Schlafzimmern und daher auch für größere Familien oder Freundegruppen bestens geeignet. Auch die Lage ist einzigartig: Die Chalets stehen am hintersten Ende des Pitztals. Wenn man schon durch den Ortsteil Mandarfen durch ist und eigentlich nur noch Berg kommt, sind die Häuser direkt in den Hang gebaut. Klassisch sehen sie aus, nach Bergarchitektur, wie man sie schon seit vielen Jahrzehnten kennt und sieht. Und trotzdem ist alles modern, schick, neu.

Und vor der Tür: der Pitztaler Gletscher. Der höchste in Österreich, mit einem Café in 3440 Metern über Normalnull. Fast das gesamte Jahr über kann man dort Skilaufen, manchmal über den Wolken die Sonne genießen. Und wer genug hat von der Höhe, wandert wieder in sein Häuschen zurück und kann in aller Ruhe entspannen. Oder im erstklassigen Restaurant ein Abendessen genießen, dass Auge und Gaumen gleichermaßen anspricht.

Grosslehen in den Kitzbüheler Alpen

Das Hotel Grosslehen gehört zum Inventar in Fieberbrunn. Doch statt das Hotel zu erweitern, hat sich die Gastgeberfamilie entschieden, neue Häuser zu bauen. Sechs Stück, baugleich, idyllisch drapiert um einen Teich und gleich in der Nachbarschaft des hauseigenen Alpenzoos und des Minigolf-Platzes. Für Action ist also gesorgt, auch wenn viele Kinder mit an Bord sind. Drei Schlafzimmer hat jedes der Häuser, das Erdgeschoss ist ein großer Raum mit High-End-Küche, großzügigem Esstisch und genügend Möglichkeiten zu chillen. Weil die Häuser nicht wie ein kleines Dörfchen angeordnet wurden, sondern eher hufeisenförmig um den Weiher stehen, kommt viel Licht durch die riesigen Panoramafenster hinein – und der Ausblich in die umliegenden Kitzbüheler Alpen ist auch nicht schlecht.

Puradies im Salzburger Land

Das Puradies ist ein Hotel und ein Chaletdorf. Das eine war schon da, als das andere entstand. Auch der anderen Seite des Hangs, in Leogang im Salzburger Land. 13 Chalets, sehr klassisch von außen, sehr gemütlich von innen. Wer die Häuser aus Stein und Holz sieht, könnte meinen, sie haben schon immer dort in der Gegend gestanden – das ist natürlich gewollt. Eine große Terrasse hat jedes Haus, damit auch die letzten Sonnenstrahlen des Tages ausgenutzt werden können. Vom kleinen Häuschen ganz am Ende des Dorfes, der Honeymooner-Villa, bis hin zu Häusern für größere Familien gibt es auch bei Hotelchef Michael Madreiter Angebote für eine ganz unterschiedliche Kundschaft. Bad und Stube sind in jedem holzvertäfelten Haus großzügig bemessen, eine eigene Sauna gibt ebenfalls. Zum Schwimmteich allerdings muss man einmal quer durch das Dorf und den Garten – das ist eher eine Sommerbeschäftigung. Aber idyllisch. Und sehr alpenromantisch.